Niger

Niger

Niger_13_1Niger_13_2Der Niger ist ein Staat in Westafrika; der Fluss Niger durchfließt den relativ dicht besiedelten Südwesten des Wüstenstaates. Der Niger grenzt im Norden an Algerien und Libyen, im Westen an Mali und Burkina Faso, im Osten an den Tschad und im Süden an Nigeria und Benin. Der Niger ist ein Binnenstaat mit Anteilen an der Sahara, dem Sahel und dem Sudan und gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Die ehemalige französische Kolonie ist seit 1960 unabhängig. Nach einer Phase von Staatsstreichen und Aufständen der Tuareg scheint sich Niger politisch zu stabilisieren. Existenzbedrohend für den größten Teil der nigrischen Bevölkerung sind regelmäßig wiederkehrende Dürren und Hungersnöte.

 

 

 

 

 

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Niger_13_4Geographie

Im Zentrum Nigers liegt die Sandwüste Erg du Ténéré und das Gebirge Aïr, dessen höchster Gipfel 2022 Meter hoch ist. Das Aïrgebirge bildet die geographische Grenze zum Tschadbecken. Südöstlich des Aïr liegt das Termit-Massiv. Im Westen, Süden und Osten ist der Aïr von weiteren Wüsten umgeben, deren größte die östlich gelegene Ténéré ist. Sie nimmt etwa 30 % des Staatsgebietes ein, das nur am südwestlichen Rand dicht besiedelt ist. Diese Saharagebiete reichen östlich bis zur Grenze des Tschad. Im Norden geht der Ténéré in das Djadoplateau über, im Nordosten ins Tibestigebirge. Diese Wüsten, die sämtlich zur Sahara gehören, nehmen insgesamt etwa zwei Drittel der Staatsfläche ein. Große Teile der Ténéré und des Aïr gehören zum 77.000 km² großen Aïr und Ténéré Naturreservat, einem Weltnaturerbe der UNESCO. Wegen der zahlreichen Dinosaurierüberrestegilt dieses Gebiet als „Saurierfriedhof“ der Sahara.  Im Süden und Südosten befindet sich der Sahel (Sahel = arabisch „Ufer“ der Wüste). Dieser Streifen befindet sich am nördlichen Rand der Trockensavanne. Seit Ende der Sechzigerjahre traten in der Dornbuschsavanne mehrere Dürren auf und verwandelten diese zunehmend in eine wüstenartige Landschaft. Im Südosten liegt ein Teil des Tschadsees auf dem Gebiet des Niger, dessen Ausdehnung sich jedoch bei starker Trockenheit hinter die Grenze zum Tschad zurückzieht. Der Südwesten ist vom Niger dominiert, dem drittgrößten Fluss Afrikas. Er durchfließt auf 650 Kilometern Länge eine besonders fruchtbare Region des Landes. 1954 wurde der länderübergreifende Nationalpark WW als einziger Nationalpark in Niger ausgewiesen. In früheren Zeiten war die Wüste besiedelt. Es lebten dort ganz früher Dinosaurier, dann Elefanten, Giraffen, Fische und auch Menschen. Die Überreste dieser Zeit finden man immer noch: versteinerte Dinos, Reibschalen, Schmuckstücke aus Stein, Speerspitzen, Faustkeile usw.

Klima

Das Klima des Niger ist durchgehend heiß und trocken. Dem Süden des Landes bringt der westafrikanische Monsun eine von den Monaten Juni bis Oktober andauernde Regenzeit. Während dieser Zeit fällt beinahe der ganze Niederschlag des Jahres, der im Mittel zwischen 400 und 700 Millimeter beträgt. Etwa die Hälfte des Niederschlages ist im August zu erwarten. In den nördlichen Teilen des Landes (Wüstengebiete) gibt es in letzter Zeit praktisch keine Niederschläge.
Die Tagestemperaturen in den Wüstengebieten liegen im Januar durchschnittlich bei 17 °C, im Juni bei 34 °C. Im Süden werden im Januar 22 bis 24 °C und im Juni 32 bis 34 °C gemessen.
Dem trockenen Klima entsprechend geht die Trockensavanne von Süden nach Norden hin in Dornstrauchsavanne und bald in Halb- und Vollwüste über. Im Norden sind weite Flächen Sand- und Steinwüste. Als Folge der fünfjährigen Dürreperiode zwischen 1969 und 1974 in der gesamten Sahelzone ist der Grundwasserspiegel gesunken, die natürliche Vegetation ist teilweise komplett abgestorben, zum Teil auch durch Viehbestände vernichtet. Dies hat wiederum die Viehbestände reduziert und Menschenleben gekostet. Der nur durch Nomaden nutzbare Raum hat sich in der Folge um etwa 50 km weiter nach Süden ausgedehnt.

Flora

Im Süden finden sich in der Trockensavanne vorwiegend heimische Gräser, Dornenbüsche und Trockenwald. In den tiefer gelegenen Region findet man auch Tamarinden, Affenbrotbäume und Mahagoni. Der Pflanzenbestand der Savanne hat in den letzten Jahren durch Überweidung und Trockenheit allerdings sehr gelitten. Die Gebiete des Nordens sind praktisch vegetationslos.

Fauna

Niger_13_6Die Tierwelt großer Teile des Landes ist, bedingt durch die karge und wachsende Wüstenvegetation, nicht sehr artenreich. Die Wüstenregionen dominieren den gesamten Norden des Landes. Hier leben Fenneks und Gazellen, während man in den Bergen des Aïr unter anderem Paviane und Aïr-Mähnenspringer findet. In dieser Region befindet sich eines der größten Schutzgebiete der Erde, das Aïr und Ténéré Naturreservat. Die südlichen Landesteile, in denen natürlicherweise Savannen vorherrschen, sind naturgemäß artenreicher. Wie in ganz Westafrika ist die Großtierwelt jedoch inzwischen auf Reliktvorkommen beschränkt. Im Südwesten des Niger liegt der WW-Nationalpark, der zusammen mit dem angrenzenden Pendjari-Nationalpark in Benin und dem Arli-Nationalpark in Burkina Faso eines der wichtigsten Großtierschutzgebiete ganz Westafrikas bildet. Hier kommen noch Löwen, Antilopen, Giraffen, Büffel, Strauße, Elefanten und Flusspferde vor.

 

 

 

 

 

Bevölkerung

Niger_13_7Seit der Unabhängigkeit im Jahre 1960 wuchs die Bevölkerung Nigers von 3,2 auf über 17,1 Millionen Menschen im Jahr 2012, was mehr als einer Verfünffachung der Bevölkerungszahl entspricht. Die Regierung setzt kaum Maßnahmen, um die Bevölkerungsexplosion einzudämmen oder das Land landwirtschaftlich besser nutzbar zu machen. Die Fertilitätsrate von 7,16 Geburten pro Frau war 2012 die weltweit höchste und führt zu einem jährlichen Bevölkerungswachstum von 3,63 %, nach anderen Schätzungen sogar 3,9 %. Der Anteil der Bevölkerung unter 15 Jahren lag 2012 bei 49,6 %. Die meisten Bräute in Niger sind noch nicht volljährig, wenn sie heiraten – einer Untersuchung des nigrischen Ministeriums für Öffentliche Gesundheit aus dem Jahr 2012 zufolge sind 75% der Mädchen erst zwischen 15 und 19 Jahre alt, wenn sie verheiratet werden. In einem Bericht des United Nations Children’s Fund von 2011 rangiert Niger damit auf Platz 1 der Liste mit den Ländern, in denen Kinderhochzeiten am meisten vorkommen.
Es gibt vor allem im Norden des Landes viele Oasenbewohner, Nomaden und Halbnomaden. Viele von ihnen geben jedoch den Nomadismus auf und ziehen in die zum Teil überbevölkerten Städte. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt im Süden, zumeist an der Grenze zu Nigeria und Benin.

 

 

Völker

Innerhalb der Bevölkerung stellt die politisch dominierende Volksgruppe der Zarma und Songhai, die im Nigergebiet wohnen, etwa 21 % der Gesamtbevölkerung. Über 55,4 % gehören allerdings zur Bevölkerungsmehrheit der Haussa, die den mittleren Süden an der Grenze zu Nigeria bewohnt. Schon in der Kolonialzeit bevorzugte Frankreich bei der Vergabe politischer Schlüsselpositionen an Nigrer oft die Songhai und Djerma. Dieses Ungleichgewicht setzte sich in der unabhängigen Republik fort. Die drei ersten Präsidenten Nigers waren allesamt Djerma, erst 1993 wurde mit Mahamane Ousmane ein Haussa zum Präsidenten gewählt.
Rund 9,3 % der Bevölkerung gehören zu den Tuareg-Berbern, die als Nomaden oder Oasenbewohner in der Halbwüste und Wüste leben. Hauptsiedlungsgebiet ist die Region Agadez im Norden des Landes. Etwa 4,7 % sind die Beri Beri Die Volksgruppe der Fulbe lebt sesshaft oder als Hirtennomaden, mit 8,5 % Bevölkerungsanteil in der Sahelzone. Außerdem leben im Land über 3000 Franzosen, zumeist in den Städten.

Sprachen

75 % der Bevölkerung sprechen Haussa als Erst- oder Zweitsprache; die Sprache wird von rund 85 % der Bevölkerung verstanden. Weitere Sprachen neben Französisch — der einzigen Amtssprache — sind Songhai-Djerma (22 %), Fulbe (10 %), Tamaschagh (eine Tuareg-Berbersprache, 10 %), Kanuri (4 %) und andere.

Religion

Die große Mehrheit der Nigrer bekennt sich zum Islam (94 %), der Rest der Bevölkerung teilt sich in Christen und Anhänger traditioneller indigener Religionen.

Gesundheit

Das rapide Bevölkerungswachstum hat negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 52,5 bis 57,3 Jahren angegeben. Die Müttersterblichkeit (820 auf 100.000 Lebendgeburten) und die Kindersterblichkeit (73 von 1000 Lebendgeborenen sterben vor dem 1. Geburtstag, 143 vor dem 5. Geburtstag) ist hoch. 2004 lag die Zahl der Ärzte in Niger unter 400. Zugang zu sauberem Trinkwasser, seit 2010 ein Menschenrecht der UNO, besitzt laut WHO und Unicef nicht einmal jeder zweite Mensch im Niger.

Bildung

74 % der Männer und 90 % der Frauen sind Analphabeten. Kinderarbeit ist in Niger verbreitet. Im Durchschnitt erhalten Mädchen weniger Schulbildung. Das Land hat Universitäten, darunter die Abdou-Moumouni-Universität Niamey.

Geschichte

Zahlreiche Funde wie die Gräber und Felszeichnungen belegen die Besiedlung des nigrischen Territoriums seit frühester Zeit. Zum Zeitpunkt der Ausbreitung des Islam um das Jahr 660 waren die Völker Nigers bereits in Staaten organisiert, die sich bis zur Ankunft der Franzosen eine bedeutende Stellung erhalten konnten. Im Jahr 1921 wurde Niger eine französische Kolonie innerhalb Französisch-Westafrikas. Die Grenzziehung erfolgte hierbei ohne Berücksichtigung der historischen kulturellen und sprachlichen Gegebenheiten. Niger wurde 1958 autonome Republik, dessen bei den Wahlen zur Territorialversammlung 1958 gewähltes Parlament dem Land eine eigene Verfassung geben sollte. Das Land wurde zwei Jahre später schließlich unabhängig.
1995 konnte eine Rebellion der Tuareg mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages vorläufig beendet werden. Da die Regierung sich nicht an die Vertragspunkte hielt, brach Anfang 2007 der Konflikt durch einen Aufstand der Mouvement des Nigériens pour la Justice (MNJ) erneut aus; August 2007 griff der Konflikt auf die Tuareg im benachbarten Mali über. Hintergrund des Konflikts ist die Forderung der Tuareg, ihre traditionellen Weideflächen in den Gebieten nutzen zu können, die die Regierung Nigers ausländischen Firmen für den Uranabbau überlassen hat.
1999 wurde der Präsident Ibrahim Baré Maïnassara, welcher 1996 bei einem Militärputsch die politische Führung übernahm und eine demokratische Ordnung einleitete, bei einem Militärputsch erschossen; zum Präsidenten ließ sich Daouda Malam Wanké ausrufen. Nach Wahlen übernahm im Jahr 2000 jedoch Tandja Mamadou das Präsidentenamt. Er wurde bei den Wahlen 2004 im Amt bestätigt. Der Niger zählt zu den autoritären Regimen.
Am 20. Oktober 2009 wurden Parlamentswahlen abgehalten. Die Wahlen wurden im Vorfeld heftig kritisiert, da Präsident Mamadou Tandja bereits zwei Amtszeiten hinter sich hatte und laut Verfassung keine dritte Amtszeit möglich ist. Wegen der umstrittenen Wahlen setzte die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) die Mitgliedschaft Nigers aus.
Durch die Verfassungsänderung kam es am 19. Februar 2010 zum Militärputsch. Unter der durch Major Salou Djibo angeführten Junta wurde Tandja Mamadou gestürzt und festgesetzt. Der Luftverkehr wurde durch den Obersten Rat für die Wiederherstellung der Demokratie ausgesetzt sowie die Landesgrenzen geschlossen. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt. Infolgedessen suspendierte die Afrikanische Union am 20. Februar die Mitgliedschaft Nigers.
Am 31. Januar 2011 fand der erste Wahlgang der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. In einem zweiten Wahlgang am 12. März 2011 setzte sich der Mahamadou Issoufou mit 58 % aller abgegebenen Stimmen gegen Seini Oumarou durch.

Niamey — Nigers Hauptstadt

Die 2010 durch Referendum gebilligte Verfassung ist nach dem Vorbild Frankreichs als semi-präsidentielles System mit Direktwahl des Präsidenten (alle fünf Jahre) gestaltet. Nach dieser Verfassung hat Niger ein semipräsidentielles Regierungssystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist der mit weitgehenden Befugnissen ausgestattete Präsident, welcher auf fünf Jahre direkt gewählt wird. Die Exekutive hingegen liegt bei der Regierung unter Vorsitz eines Premierministers. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung, einem Einkammer-Parlament mit 113 Abgeordneten, welche ebenfalls alle fünf Jahre direkt gewählt wurden.

Präsident

Die Präsidenten der Republik Niger:
1958–1974 Hamani Diori (abgesetzt durch Putsch unter Seyni Kountché)
1974–1987 Seyni Kountché
1987–1993 Ali Saibou
1993–1996 Mahamane Ousmane (abgesetzt durch Putsch unter Ibrahim Baré Maïnassara)
1996–1999 Ibrahim Baré Maïnassara (abgesetzt durch Putsch unter Daouda Malam Wanké)
1999 Daouda Malam Wanké
1999–2010 (de facto) Tandja Mamadou (abgesetzt durch Putsch unter Salou Djibo)
2010-2011 (de facto) Salou Djibo
seit 2011 Mahamadou Issoufou

Wirtschaft und Infrastruktur

Die nigrische Volkswirtschaft erreichte 2007 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,17 Milliarden US-Dollar, das entspricht (Daten für 2011) einer Wirtschaftsleistung von etwa 352 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung. Im Vergleich zum Jahre 2001, wo das BIP noch bei 1,945 Milliarden US-Dollar und das BIP pro Kopf bei bescheidenen 179 US-Dollar lag, ist das BIP also auf fast das doppelte gestiegen.
39 % des Volkseinkommens stammen aus der Landwirtschaft, während der industrielle Sektor nur etwa 17 % der Gesamtleistung ausmacht, sich jedoch in den letzten fünf Jahren um wenigstens 3 % erhöht hat. Dies ist zwar nicht besonders viel, es weist aber in eine bessere wirtschaftliche Zukunft. Im Jahr 2006 lag das Wirtschaftswachstum bei 5,5 %, was vor allem auf ungewöhnlich hohe Ernteerträge zurückzuführen war. Die restlichen 44 % werden von den Dienstleistungen erbracht. Noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag (Pro-Kopf-Einkommen) auf 61 %. Nach Angaben der Weltbank zählt Niger zu den 10 ärmsten Ländern der Welt.

Bergbau

Wichtigstes Exportgut ist das durch den französischen Staatskonzern Areva nördlich von Agadez (Arlit) abgebaute Uran, dessen Ausfuhr 70 % der Gesamtexporte generiert. Niger ist der größte afrikanische Uranproduzent. Es liefert 40 Prozent des Uranbedarfs Frankreichs.
Am 18. Dezember 2008 reiste die Chefin des französischen Atomkonzerns, Anne Lauvergeon, nach Niamey, um mit Präsident Mamadou Tandja die Abbaugenehmigung für das Uranvorkommen Imouraren auszuhandeln. Imouraren liegt ungefähr 80 Kilometer südlich des bisherigen Abbaugebiets von Arlit. Tandja handelte nach harten Preiskämpfen eine staatliche Beteiligung von 33,5 Prozent an dem neuen Uranprojekt aus. Die Abbaulizenz beinhaltet eine Steigerung der Erlöse für Niger um 50 Prozent gegenüber den bisherigen Erträgen aus dem Uranabbau von Arlit. 2015 sollte Imouraren in Betrieb gehen. Laut AREVA wäre es dann eines der größten Uranbergwerke der Welt mit einer Förderung von 3.000 bis 8.000 Tonnen im Jahr.

Nahrungsmittelversorgung

Die folgenden Punkte gelten als ursächlich für die immer wiederkehrenden katastrophalen Hungersnöte im Land:
Das Bevölkerungswachstum durch eine der höchsten Geburtenraten der Welt.
Mangelnde Bildung – auch aufgrund einer teilweise bildungsfeindlichen Tradition –, besonders was den Schulbesuch von Mädchen angeht.
Niger ist ein reines Binnenland und besteht überwiegend aus Wüste.
Die fortschreitende Desertifikation (Wüstenbildung) gefährdet das landwirtschaftlich nutzbare Land; verschärft wird sie durch menschliche Einflüsse wie Abholzung, Überweidung und Übernutzung der Nutzflächen sowie durch den Einfluss des Klimawandels.
Heuschreckenplagen zerstören die Ernten.
Die Hungersnöte sind unter anderem ein Grund für das vermehrte Auftreten der Krankheit Noma in Niger. Auf 100.000 Einwohner werden laut Studien 14 Erkrankte gezählt.

Landwirtschaft

Niger_13_8In der nigrischen Sahara-Region ist nur in Oasen, etwa im Aïr-Gebirge, Bewässerungsfeldbau möglich. Nur der schmale Streifen entlang der nigerianischen Grenze befindet sich in der Sahelzone und ist somit für den Regenfeldbau geeignet. Die Regenzeit ist extrem kurz, knapp drei bis vier Monate. Darüber hinaus ist die Regenzeit durch eine hohe Variabilität der Regenfälle gekennzeichnet: Regional können ebenso stark unterschiedliche Regengüsse niedergehen, wie die zeitliche Verteilung des Regens während der Regenzeit sehr ungleichmäßig ausfallen kann.
Anbauprodukte sind hauptsächlich verschiedene Hirsearten sowie Bohnen und Erdnüsse. Nur in Trockenflusssenken werden im Bewässerungsanbau unter anderem Gemüsearten, Henna und Tabak angebaut. Mobiles Kapital sind Kleinviehherden, die in Notzeiten zunächst vermarktet und dann verzehrt werden.
Produktionsmittel sind heute der individualisierte Besitz an Grund und Boden, sowie das durch den gemeinsam wirtschaftenden Haushalt erworbene Saatgut, das unter Umständen in Kooperativen hinzugekauft werden muss. Dies geschieht, wenn das Saatgut wegen Nahrungsknappheit verzehrt statt ausgebracht wird. Bei staatlichen Kooperativen oder reichen Händlern verschulden sich die Bauern teilweise auch durch den Kauf von Insektiziden und Düngemittel.
Die Arbeitsmittel sind die einer weitgehend nicht mechanisierten Landwirtschaft: die kurzstielige Hacke und ein langstieliges Jäteisen . Ochsengezogene Pflüge befinden sich in der Regel im Besitz reicher Bauern, die meist identisch mit der einheimischen Aristokratie sind. Der überwiegende Teil der Bauern hat hierzu keinen Zugang.
Die vorkoloniale Gesellschaftsstruktur sieht eine gemeinschaftliche Nutzung der Böden durch eine Großfamilie vor. Individueller Besitz an Grund und Boden war weitgehend unbekannt. Seit der Kolonialzeit hat sich durch die Konsolidierung familiärer Besitzansprüche und einer zunehmenden Vermarktung von Grund und Boden ein individueller Besitz von Boden etabliert. Der Bevölkerungsdruck führte zu Landknappheit. Erbteilung führte zur Fragmentierung von Landbesitz. Individuelle Parzellen können heute eine (Klein-)Familie kaum noch ernähren.
Ein weiteres Problem stellt die großflächige Abholzung zur Gewinnung von Brennmaterial dar, sowie das fast vollständige Abtragen von Pflanzenmaterial nach der Ernte, so dass Ackerflächen zum einen vor der Sonneneinstrahlung nicht mehr geschützt sind und zum anderen der Düngungseffekt durch verrottendes Pflanzenmaterial ausbleibt. Die Böden verarmen. Seit Mitte der 80er Jahre wird diesem Problem mit einer systematischen Begrünung entgegengetreten. Hilfreich war dabei insbesondere die Bepflanzung mit einer Akazienart. Bis 2006 konnten so 3 Millionen Hektar Land begrünt werden, von denen 250.000 Hektar bereits wieder landwirtschaftlich nutzbar sind. In diesen Gebieten sind die Niederschlagsmengen von 1982 bis 1999 um 10 bis 20 Prozent gestiegen. Heutige (Klein-)Familien können kaum noch auf ein Netz familiärer und nachbarschaftlicher Solidaritätsstrukturen zurückgreifen, vor allem angesichts des allgemein herrschenden Drucks auf die ökologisch fragile Klimazone.

Medien und Telekommunikation

Unter den Massenmedien des Landes ist der Hörfunk das bedeutendste. Der Anteil der nigrischen Haushalte, die über ein Radiogerät verfügten, stieg von 37,3 % im Jahr 1994 auf 55 % im Jahr 2005 an. Im selben Zeitraum wuchs der Anteil der Haushalte mit Fernsehgerät von 5,2 % auf 6,8 %.
Die Auflagenhöhe und Reichweite der Printmedien sind, besonders außerhalb der Hauptstadt, gering. In der Geschichte des unabhängigen Landes mit seinen wechselnden Regierungsformen war die Pressefreiheit immer wieder Einschränkungen unterworfen. Auf der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichen Rangliste zur weltweiten Pressefreiheit belegt Niger 2013 den 43. Platz unter 179 Ländern. In Afrika erreichen nur Namibia, Kap Verde, Ghana und Botswana höhere Ränge. Die staatliche Rundfunkanstalt ORTN betreibt den Radiosender Voix du Sahel sowie die Fernsehprogramme Télé Sahel und Tal TV. Landesweit gibt es 31 Privatradios und 121 lokale Bürgerradios. Die vier nigrischen Privatfernsehsender Bonférey TV, Canal 3 TV, Dounia TV und Ténéré TV haben ihren Sitz in Niamey. Die Tageszeitung Le Sahel und die Wochenzeitung Sahel Dimanche werden von der nigrischen Regierung herausgegeben. Das Amtsblatt der Republik ist der Journal officiel de la République du Niger. Daneben erscheinen eine Reihe privater Printmedien.
Das Internet wurde 2008 von lediglich 1,3 % aller Einwohner ab 15 Jahren genutzt. Im Markt der Mobiltelefon-Netzbetreiber konkurrieren das Telekommunikationsunternehmen SONITEL und mehrere ausländische Lizenzinhaber. Im Jahr 2008 nutzten 19,9 % aller Nigrer ab 15 Jahren Mobiltelefone, in der Hauptstadt Niamey und in der dünnbesiedelten und unwegsamen Region Agadez waren es jeweils mehr als die Hälfte. Nur sehr wenige Nigrer verfügen über einen eigenen Festnetzanschluss.

Verkehr

Die Infrastruktur des Nigers wurde in den letzten Jahren deutlich ausgebaut. So wuchs etwa das Straßennetz seit 2005 um fast das Doppelte auf nunmehr 18.949 km, darunter 3.912 km befestigte Straßen. Des Weiteren verfügt das Land über insgesamt 27 Flughäfen, von denen zehn befestigte Start- und Landebahnen haben. Der Fluss Niger ist auf 300 km Länge schiffbar. Der Staat besitzt keine Eisenbahn!

Quelle: Wikipedia